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Die Geschichte der Ettenheimer Hohlwege

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts waren Wege und Straßen mit unbefestigten Oberflächen ausgestattet. Dabei bildeten sich Hohlwege an den Standorten aus, an welchen durch den mechanischen Druck der Wagenräder und durch die ständige Beanspruchung der Wegflächen durch Huftritte der Zug- und Lasttiere die obere Bodenschicht verdichtet wurde und das fein zermahlene Bodenmaterial durch Oberflächenwasser bei Regenereignissen abtransportiert wurde. Die Vertiefung der Weg rinne durch Erosionsprozesse erfolgt durch lange Nutzungsdauer der Wege und Straßen. Der fortwährende Bodenabtrag ist die wesentliche Ursache für die Entstehung der Hohlwege. Nur in wenigen Fällen wurden die Wege bewusst vom Menschen angelegt. Die Bildung von Hohlwegen war von unterschiedlichen Voraussetzungen abhängig: Zum einen spielten die naturräumlichen Gegebenheiten eine wichtige Rolle und zum anderen war die menschliche Nutzung durch das Befahren der Wege der anthropogene Faktor. Zu den Hohlwegen im Raum Ettenheim findet sich in der Literatur folgende Beschreibung: „Die Hohlwege bilden ein wahres Labyrinth, in dem nur der Ortskundige sich nicht verirrt. Von den Hauptgassen, die unter ständigen Krümmungen und Windungen an den Hängen hinaufstreben, zweigen nach allen Seiten die ebenso gewundenen Seitengassen ab. Jedes System von Hohlwegen hat den Grundriss eines viel verästelten, im Dorfe wurzelnden Baumes. Menschen, Tiere, Wagen und Wasser haben im Laufe der Zeiten die Hohlgassen immer mehr ausgetieft und erweitert. Die Gewitterregen suchen sich darin ihren Ablauf und graben sich an den Rändern tiefe, kañonartige Erosionsfurchen mit Kolken, treppenförmigen Absätzen und Erosionstunnels ein. Die mit Rebreisig beladenen Wagen schrammen die gelben Wände.“

Da Löß als Lockergestein eine besondere Standfestigkeit aufweist, sind die Lößhohlwege weniger infolge der Verdichtung des befahrenen Bodens entstanden, sondern durch die Zerstörung der inneren Struktur des Lösses, bei dem die mineralischen Staubkörner (großteils Quarz) durch Kalk „zementartig“ verbunden sind. Mit der Wegnutzung etwa durch Wagenräder wird diese Struktur zerstört und die „Einzelkörner“ werden bei Niederschlägen abgeschwemmt. Auf diese Weise konnten sich im Kaiserstuhl im Laufe der Jahrhunderte Hohlgassen von bis zu 20 m Tiefe eingraben.

Lösshohlwege sind ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere, da sie spezielle Bedingungen bieten. Vor allem die Gegensätze zwischen schattigen und sonnigen, trockenen und feuchten sowie windigen und windstillen Plätzen sind verantwortlich für das Vorhandensein der Lebensgemeinschaft Hohlweg. Vom Menschen wurden Höhlen im leicht zu bearbeitenden und dennoch stabilen Löss der Seitenwände eines Hohlwegs teilweise als Lagerraum genutzt.

Die Wege wurden von der Jugend als offene Spielplätze genutzt. An den Hängen konnte man seine Kletterkünste in der Gruppe zeigen. Unerschrockene sprangen mit Hilfe der Lianen von der einen Seite des Wegs zur anderen Seite. Die Lianen eigneten sich auch für die ersten Schritte zum Raucher. So manch säuerliches Gesicht waren die Begleiterscheinungen in den Gesichtern der Kinder. Die Seitenwände wurden genutzt, um tiefe Stollen zu graben, um sich eine Burg zu bauen. In den nicht mehr genutzten Hohlgassen wurden die Gartenabfälle und der Baumschnitt gebracht. Undurchdringlichkeit war die Folge. Dort war man als Kind unter sich und so manche Höhle wurde gebaut und von anderen Jugendlichen beim Auffinden zerstört. Dies alles konnte außerhalb der Kontrolle der Erwachsenen entstehen. In den Wintermonaten bei Schnee wurden die Gassen als Schlittenbahnen genutzt. Die einzelnen Hohlwege gehörten unterschiedlichen Kindergruppen. Zuerst musste gemeinsam gebahnt werden Schnee festtreten. Die Kufen der Schlitten gut darüber rutschten. Kamen neue Kinder dazu, welche nicht mit gebahnt hatten, wurden diese wieder vertrieben. Gehörte man zur Gruppe, so durfte man mit ihnen in langen Ketten mitfahren. Der Vordermann hängte sich mit seinen Füßen an den nachfolgenden Schlitten ein. Das jüngere Geschwisterkind durfte auf dem Rücken sitzen und mit runter rauschen. Die Reihenfolge der Schlittenfahrer wurden von den älteren und stärkeren Kindern festgelegt. Kleine und fremde Kinder wurden zum Schluss ein gehangen. So wurden die verschiedenen Gassen das gesamte Jahr genutzt. Im Winter zum Schlitten fahren und im Frühjahr-Sommer und Herbst von den Bauern genutzt, um die Felder zu pflegen.

Text: Wikipedia

Text: Christian Wacker